Welche Röhren soll ich kaufen? Welche 300B ist die beste?

Ein schwieriges Thema, weil neben der Schaltung und der Implementierung auch Raum, Kette, Abstimmung, Musikauswahl und der persönliche Hörgeschmack viel ausmachen. Absolute Aussagen über eine Röhrentype oder ein Röhre eines Herstellers liest man immer wieder, diese sind aber mit Vorsicht zu genießen. Ich werde aber immer wieder gefragt, welche Röhren in unserem 300B Röhrenverstärkerbausatz am besten klingen oder welche sich durch ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis auszeichnen.

Zur Beantwortung der Röhrenfrage müssen wir zuerst einiges klären: Die Schaltung macht am meisten aus: Arbeitspunkt, Leistung (3Wrms bis 8Wrms / 6-16W bei 300B!!!), Verzerrungen, wie wird die Röhre angesteuert, die Vorverstärkerschaltung, ein stabilisiertes Netzteil (ist knackiger, dynamischer) oder mit Röhrengleichrichtung (weicher, hier macht der Gleichrichter ganz viel Sound!!!). Man kann eine 300B mittendominant und manchmal behäbig klingen lassen oder schauen, dass sie auch breitbandig und dynamisch spielt. Die Vorverstärkerschaltung muss ein Ansteuersignal mit einer Amplitude von ca. 160Vpp liefern, d.h. die Vorverstärkerschaltung und -röhren haben einen großen Einfluß auf das Gesamtergebnis. Unsere moderne Schaltung ist weniger abhängig von den Röhren als die alten Schaltungen aus der Röhrenzeit.

Die Schaltung ist nicht alles, auch das Layout macht viel aus: bei Freiverdrahtung sind Induktionsschleifen kaum zu vermeiden, Antennen, die alle Arten von elektromagnischem Schmutz auffangen bis zu Mobiltelefonanten… Ein richtiges Platinenlayout liefert feinste Details zu Tag, ohne den Verstärker analytisch abstimmen zu müssen. Nach der Schaltung und dem (Platinen-)layout kommt der Einfluß der Bauteile und damit der Röhren.

In der Prototypenphase reichen mir meine alten Shuagang 300B aus den 1990er Jahren, um Funktion und Leistung zu prüfen. Wenn Sie einen Verstärker aufbauen, dann sollten Sie alte aber bekannt funktionstüchtige oder günstige neue Röhren verwenden. Klanglich sind meine alten chinesischen 300B eher auf der spröden Seite, ich finde Sovtek, JJ, EH mit vergoldeten Pins (mein Favorit) gut und viel feiner. Die Vorverstärkerröhren 6SL7 und 6SN7 nehmen wir von Tung-Sol. All die sind aus russischer Produktion. Mit chinesischen Röhren haben wir gemischte Erfahrungen. Wir empfehlen auf die Empfehlungen und Selektionen von BTB oder dem Lieferanten Ihrer Wahl zurückgreifen, wenn es keine russischen sein dürfen. Ich verwende gerne russische Röhren, weil es erfahrungsgemäß wenig Ausfälle gibt. Michael Kaim von der BTB bietet z.B. auch die WE300B Linlai tube Western Electric WE300B Remakes an, die im Netz hoch gelobt werden. Mein persönlicher Klangeindruck der letzten Jahre ist, dass JJ eher weicher klingende Röhren liefert, die an NOS Röhren erinnern, EH und Sovtek eher auf der spritzigen Seite sind. In unserem PrePhono Mk.2 Röhrenverstärkerbausatz lieferen wir für die erste Stufe ECC88 von JJ und für die zweite ECC88 von EH. Eine durchgehende Bestückung mit Röhren eines Herstellers geht mir persönlich zu sehr in die weiche oder spritzige Richtung. Es gibt nicht die eine beste Röhre für alle Fälle, die richtige Mischung macht es.

Ausgesuchte NOS (hier: New Old Stock nicht Non Oversampling!) Röhren sind tatsächlich oft am besten: feinste Detail und dennoch weicher Klang. Telefunken (oft sehr gut), Siemens, Philips, Mullard,… man erspart sich das Vergleichen aber leider nicht. Vieles ist natürlich Geschmacksache und immer muss es zum Verstärker, zur Kette, etc. passen. Heute wird oft analytisch gehört, da könnten manche NOS Röhren zu weich sein. Wer sich allerdings auf den Klang einlässt, merkt, dass alle Details da und die Klangfarben wunderschön sind. Der Verstärker klingt weniger aufdringlich klingt, lädt aber mehr zum entdecken ein. NOS 300B sind leider sehr schwer zu beschaffen und entsprechend teuer, so teuer, dass sich eine Neuproduktion in den USA rechnet. Einer meiner besten Freunde besitzt originale WE300B aus der Röhrenzeit. Steckt man die in unseren 300B Eintakter rein, dann geht noch deutlich was im Vergleich zur EH. Sind es Welten? Das liegt im Auge des Betrachters. Ich persönlich kann mit der EH auch gut leben. Ein anderes Lautsprecher- oder Stromkabel kann helfen.

Aktuell neue WE300B Western Electric original matched Quad in der Holz Box kosten derzeit (Mai 2025) 2998 €. Das ist zwar deutlich günstiger als die in Ebay angeboten NOS 300B, aber dennoch sehr viel Geld. Zu bedenken ist, dass die aktuellen Neuproduktionen aktuell verfügbare und ROHS-konforme Materialien verwenden müssen und daher den Vorbildern aus den 1960ern nicht 1:1 entsprechen können. Wer eine ausgereizte Kette besitzt, der weiss, dass für Verbesserungen unproportional mehr Geld in Hand genommen werden muss. Für so jemanden können die neuen WE300B tatsächlich der nächste Schritt sein.

6SL7 und 6SN7 sind ebenso wie diverse sehr gut klingende Gleichrichterröhren wie 274B oder GZ37 (die mit dem Eierbechersockel) ganz schwer zu bekommen. Ob die teueren Nachbauten halten, was sie versprechen, das kann nur der feststellen, der noch funktionierende Originale besitzt. Hier bleibt fast nur die Suche nach der passendsten neuen Röhre. Besser schaut es noch bei ECC83, ECC81, ECC88, usw. aus, hier kann man gelegentlich noch gute NOS Röhren kaufen. Vorteilhaft ist, wenn man die Röhren selbst nachmessen kann, auch wenn man bei seriösen Quellen kauft. Wer selbst für sich einen Verstärker entwirft, der kann ja weniger populäre Typen einsetzen, von denen es noch größere Lagerbestände gibt.

Röhren sind wie Tonabnehmer Verbrauchsartikel. Nur spezielle Sonderqualitätsröhren haben eine Lebendauer von 10000 h. Manche Röhren fallen aus, die anderen nützen sich langsam ab. Röhrentestgeräte (wir testen Ihre Röhren gerne auf unserem Röhrentester) messen unter Laborbedingungen und geben an, ob die Röhren ihr Lebensende erreicht hat. Beim Militär wäre sie dann getauscht worden, beim Röhrencomputer Eniac (unbedingt lesen, fast 17500 Röhren im Einsatz) war man noch viel strenger, trotzdem ist der oft ausgefallen („wenige Stunden in der Woche“). Man kann die Röhren nach ihrem Lebensdauerende dennoch weiter nutzen. Ihre Emissionsfähigkeit nimmt langsam ab und der Klang wird immer müder, wie man es von den alten Röhrenradios kennt. Wir empfehlen, die Endröhren nach spätestens 2000h oder 2 Jahren zu tauschen und nicht erst dann, wenn die Röhren so aussehen wie die KT88 auf unserem Foto. Vorverstärkerröhren können länger verwendet werden.

Letzter Punkt: Garantie. Die beträgt bei Röhren generell 3 Monate!!! Manche Hersteller bieten eine erweiterte Garantie. Zur Vermeindung von Ärger ist es aber von Vorteil, über einen Händler zu kaufen und nicht privat in Ebay.

Röhrenverstärker: Das Impedanz-Problem zähmen

Im ersten Teil haben wir das Impedanz-Problem und dessen Auswirkungen beschrieben. Wir würden uns über viele Impedanzlinearisierungsaufträge freuen, aber wissen um eine gewisse Skepsis. Wie kann man testen, ob beim eigenen Lautsprecher die von uns beschriebenen Effekte auch so sehr zu bemerken sind? Manche Hersteller empfehlen zur Impedanzlinearisierung eine Parallelschaltung von Widerständen zum Lautsprecher. Wir schauen uns das bei der JmLab Chorus 707 an.

Als sogenannte „Poor Man´s“ Variante wird die Parallelwiderstand von 27 Ohm zum Lautsprecher empfohlen. Zum SPL Frequenzgang ohne (blau) und mit (grün) Entzerrung für das 2. Bassreflexmaximum, Mitten- und Höhenbereich ist die Variante ohne Entzerrung aber mit 27 Ohm parallel zum Lautsprecher in rot dargestellt:

Es ist kein Einfluss auf den Frequenzgang bei Parallelschaltung des 27 Ohm Widerstands zu erkennen. Um eine ähnliche klangliche Wirkung wie bei der sorgfältigen Impedanzlinearisierung zu erhalten, muss der Parallelwiderstand wesentlich kleiner gewählt werden, in unserem Fall 8,2 Ohm:


Die Auswirkung auf den SPL-Frequenzgang ist bei entsprechend kleinem Parallelwiderstand (8,2 Ohm in diesem Beispiel) ähnlich der aufwändigen Entzerrung. Die entscheidenden Unterschiede sind im Impedanz- und Phasengang sichtbar:

  • Die elektrische Phasendrehung ist größer als bei kompromissloser Entzerrung, man erkennt deutlich den Phasengang der originalen Box
  • Die Impedanz bleibt welliger und ist signifikant niedriger als jene der aufwändig linearisierten Box. Es wird wesentlich mehr Leistung im Parallelwiderstand verbraucht

Die Poor Man´s Variante ist keine professionelle Umsetzung des Themas und damit keine Dauerlösung. Man kann aber durch die Parallelschaltung eines 8,2 Ohm Widerstands rasch hören, was für ein Potential die Box mit linearisierter Impedanz hätte. Testen Sie das doch und falls Sie überrascht sind, was das ausmacht, dann reden Sie mit uns, wir können Ihnen einen Impedanz Linearisierung für Ihren Lautsprecher machen.

Unser 300B Röhrenverstärker – endlich ist es soweit!

Die 300B umgibt ein legendärer Ruf und tatsächlich entdeckt man interessante Eigenschaften:

  • ihr ungemein linearer Kennlinienabstand ermöglicht einen Betrieb mit wenig Gegenkopplung – zum Entwicklungszeitpunkt der 300B war die Gegenkopplung entweder noch nicht erfunden oder nicht allgemein bekannt
  • auch im Eintaktbetrieb bietet eine 300B im Gegensatz zu anderen Leistungstriode genug Leistung, um Lautsprecher ab 87 dB/W/m anzutreiben

Es gibt auch nicht so gute Botschaften: Durch ihre geringe Verstärkung ist eine sehr große, möglichst saubere Treiberspannung von bis zu 200 Vpp notwendig. Der eigentliche Aufwand bei einem 300B Konzept liegt daher in der Treiberschaltung und natürlich wie in jeder Eintaktschaltung im Netzteil.

Klangenthusiasten attestieren der 300B zwar einen sehr feinen, runden aber etwas mittenbetonten Klang. Manche von uns getestete 300B Eintaktverstärker erwiesen sich als müde Gesellen, die zwar sehr schön, aber nicht lebendig und dynamisch musizierten.

Unser Entwicklungsziel war daher klar, es sollte ein feiner 300B Eintakter Röhrenverstärker werden, der die guten Eigenschaften mit pure dynamischem Antritt bei Impulsen verbindet und feinstes Bass- und Höhenauflösung bietet. Beste Voraussetzungen schafft unser Netzteil, das mit hohen Stromlieferfähigkeiten und Störabständen glänzt. Alle Hochspannungsversorgungen sind stabilisiert, sehr sauber und beeinflussen sich gegenseitig nicht. Alle Röhren werden mit geregeltem Gleichstrom geheizt. Feinste Details gehen so im Restbrumm nicht unter und auch groben Dynamikattacken kann gefolgt werden. Für Besitzer von Lautsprechern mit hohem Wirkungsgrad wichtig: Störgeräusche im Lautsprecher gibt es keine.

Unsere symmetrische Treiberschaltung liefert das geforderte sehr verzerrungsarme Signal zur Ansteuerung der 300B. Der Eigenklang bzw. die Verzerrungen der Treiberschaltung beeinflussen den Gesamtklang nur sehr wenig, in unserem 300B Röhrenverstärker bestimmt die 300B den Klang. Eine wenig Gegenkopplung von der 300B Anode auf die 6SN7 senkt die Verzerrungen und den Ausgangswiderstand der Treiberschaltung und macht den Verstärker sehr breitbandig und dynamisch. Diese Gegenkopplungsschleife ist sehr kurz und lässt den Ausgangsübertrager frei laufen. Mitkopplungseffekte und daraus folgende Stabilitätsprobleme gibt es daher keine. Ein weiterer Vorteil der symmetrischen Treiberschaltung ist die Möglichkeit, unseren 300B Röhrenverstärker auch symmetrisch anzusteuern.

Warum kein Zwischenübertrager? (Anmerkung: Ein Zwischenübertrager sorgt für ein größere Treiberspannung und ersetzt eine Verstärkerstufe.) Zweifellos gibt es gut klingende 300B Eintaktverstärker mit Zwischenübertragern. Zwangsläufig sind das aber auch die teuersten Vertreter der Gattung, weil die Anforderungen an die Zwischenübertrager hoch sind und diese dann teuer sind. Wir brauchen einfach keinen Zwischenübertrager, da die symmtrische Treiberschaltung verzerrungsarm und breitbandiger arbeitet. Unsere Treiberschaltung steuert die 300B niederohmiger an als eine Treiberschaltung mit Zwischenübertrager, die die Ausgangsimpedanz der Treiberschaltung im Quadrat des Spannungsübersetzungverhältnisses vergrößern. Die Anodengegenkopplung unserer Treiberschaltung senkt die schon relativ niedrige Ausgangsimpedanz der 6SN7GT.

Auch bei der Beschaltung der 300B sind viele Gedanken und Simulationen eingeflossen. Wir wählen einen Arbeitspunkt mit etwas mehr Spannung, weniger Strom und nicht den üblichen 2-3 kOhm Lastimpedanz. Die Simulation versprach mehr als 8 Wrms, in der Realität messen wir bei unseren Entwicklungsgerät knapp unter 8 Wrms / 16 Wpeak bei 7 Ohm Last bei Autobias.

Für einen 300B Röhrenverstärker möchten wir auch ein besonders Gehäuse anbieten. Diesmal klassisch mit freistehenden Transformatoren und eine attraktiven Zarge aus Nussholz.

Wie klingt unsere 300B? Die Besucher vom Röhrenfieber 2023 in Schlierbach haben sie schon gehört. Ein 300B Röhrenverstärker ist jederzeit vorführbereit – machen Sie einen Termin mit uns und bringen Ihre Lieblingsplatten mit.

Unser 300B Röhrenverstärker ist ein Bausatz, aber wir bauen ihn gerne für Euch auf und berücksichtigen dabei Eure ganz speziellen Wünsche.

300B High-End Verstärker

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Röhrenverstärker Woodie III

Unser Woodie III ist das Ergebnis vieler Jahren Erfahrung bei der Entwicklung von Röhrenverstärken. Jedes Schaltungsdetail wurde optimiert und akriebisch umgesetzt. Schaltungstechnisch sind es Gegentaktverstärker in Klasse A oder Klasse AB mit reichlich Ruhestrom. Kanalgetrennte Netzteile bilden die Voraussetzung für dynamischen Sound und ausgezeichnete Bühnenabbildung.

Jede Endröhre wird getrennt in geregelter Autobiasschaltung betrieben, es sind daher weder im Betrieb oder nach dem Röhrenwechsel Einstellarbeiten notwendig. Woodie III kann mit vielen verschiedenen Endröhren mit kompatiblem Oktalsockel und zumindest 25W Anodenverlustleistung betrieben werden: wir empfehlen 6L6GC, 7027A, KT77, 6CA7, KT88, KT90, KT100, KT120, KT150, 6550 und EL-34. Die Leistung in Klasse AB bewegt sich dabei ungefähr zwischen 20 und 25 Wrms bzw. 40 und 50 Wpeak. Im optionalen Klasse A Betrieb liegt die Leistung bei etwas mehr als der halben Leistung oben.

Unser Woodie III ist als Vollverstärker (Eingangsröhre ECC81) und als reine Endstufe (Eingangsröhre ECC81 oder ECC88) verfügbar. Eichmann Cinchbuchsen sind Standard bei der Endstufe, individuelle Buchsen sind möglich. Schwarzen Seitenteile sind Standard, Holzseitenteile in Eiche und Nuss sind lagernd und ohne Aufpreis wählbar. Individuelle Holzseitenteile sind gegen Aufpreis verfügbar.

Highlights der neuen Generation:

  • Die Autobias Schaltung regelt den Ruhestrom vollkommen exakt und für jede Endröhre getrennt.
  • Symmetrische Eingangs- und Phaseninvertierstufe liefern deutlich verzerrungsärmere und perfekt symmetrische Treibersignale für die Endröhren
  • Gleichstromheizung für die Treiberröhren
  • Kontrolliertes Hochstarten nach dem Einschalten: Zuerst werden die Endröhren geheizt, danach erst die Treiberröhren. Die Hochspannungen werden langsam und schonend hochgefahren.
  • Nach dem Einschalten bleibt der Vollerstärker eine kurze Zeit stumm, um danach auf die exakt gleich Lautstärke zu schalten wie vor den Ausschalten. Ihre Lautsprecher werden so vor Einschaltgeräuschen geschützt
  • Beim Ausschalten wird automatisch stumm geschaltet
  • Weniger Verzerrungen und deutlich verbesserter Rauschabstand, der Verstärker kann feinste Details wiedergeben und bietet eine faszinierende Bühnenabbildung
  • Lautstärkeregelung mittels Relais und geschalteter Spannungsteiler auf der Eingangsplatine, um kürzeste Leiterbahnführungen und geringste Verluste zu garantieren
  • Steuerung per Drehschalter oder Fernbedienung
  • Mutefunktion (=Stummschaltung)

Weitere Informationen: